Hier erscheint nur alle zwei Wochen ein neuer Eintrag, und zwar immer dann, wenn wir eine neue Podcastepisode veröffentlichen. Ich dachte mir heute, das ändere ich mal. Und zwar lese ich mehr Bücher, als im Podcast vorkommen können. Ungefähr doppelt so viele. Und die, die nicht in den Podcast kommen, kommen ab sofort hier unter. Einverstanden? Los geht’s.

Ich mag Benedict Wells sehr. Also nicht ihn selbst, ihn kenne ich ja nicht, aber seine Bücher natürlich. Und ich mag auch, dass er keine öffentliche Person ist, dass er sich zurückhält, nicht jeden Gedanken auf TikTok, Insta oder Facebook rausposaunt. Umso mehr hat mich erstaunt, dass er jetzt so offen schreibt. 

„Die Geschichten in uns“ lässt uns so nah an Benedict Wells heran, wie bislang noch nie. Er hat sich entschlossen, uns etwas über seine Kindheit zu erzählen, über seine Familie, seinen Namen. Dieses erste Drittel des Buches habe ich verschlungen. Wie immer toll geschrieben, prägnant, ohne Chichi. 

Dann habe ich abgebrochen und das Buch ein halbes Jahr liegenlassen. Warum? Weil es dann ums Schreiben geht. Und zwar sehr detailliert. Es geht erstmal darum, was andere über das Schreiben gesagt oder geschrieben haben. Der Teil erinnert mich etwas an Elke Heidenreichs aktuelles Buch „Altern“, in dem sie auch viele Zitate über das Altsein zusammengefasst und kommentiert hat. Hier nun also Zitate von Autorinnen und Autoren über ihren Beruf.

Dann wird es noch konkreter, Wells geht auf konkrete Textpassagen aus seiner eigenen Feder ein, er geht hart mit sich ins Gericht, findet manches was er früher schrieb „peinlich“. Und er zeigt, was er heute anders machen würde. Besser. Er korrigiert vor unseren Augen seine eigenen Texte. Das ist ungewöhnlich offen, man würde meinen, ein Bestsellerautor behält seine Geheimnisse lieber für sich. Tut er aber nicht. Er teilt sie mit uns, und das ist grandios.

Warum ich das Buch nun so schnell weggelesen habe? Weil ich das seit sieben Jahren in der (digitalen) Schublade liegende Buchprojekt wieder hervorgekramt habe. Weil ich mir vorgenommen habe, in den bayerischen Herbstferien zumindest den groben Plan zu erstellen, worum es geht und wie sich alles entwickelt. Und da kommt so ein Motivationsschub gerade richtig. Ob ich mir die Ratschläge von Benedict Wells zu Herzen nehme? Nein, nicht wirklich. Ich schaue nicht konkret, was er da sagt und setze das um. So ticke ich nicht. Aber ich werde mitnehmen, dass er gesagt hat: die erste Fassung muss man einfach mal runterschreiben. Danach kommt dann die zweite und die dritte. Jetzt gilt erstmal durchhalten. Und dafür bin ich ihm dankbar. 

„Die Geschichten in uns“ ist ein sehr spezielles Buch, das irgendwo zwischen Autobiografie und Ratgeber pendelt, das uns sehr offene und ehrliche Einblicke in das Leben eines erfolgreichen Schriftstellers gibt und auch sehr konkrete Ratschläge für das eigene Schreiben. Für „normale“ Leser kann ich es mir nicht so recht vorstellen – die interessiert wahrscheinlich eher Teil 1. Wobei – wer ein absoluter Wells-Fan ist, findet wahrscheinlich auch den Blick hinter die Kulissen sehr interessant.

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