Heute wieder kurz ein Buch, das es nicht in unseren Podcast geschafft hat: „Nochmal von vorne“ von Dana von Suffrin.
„Am 26. August 1940 trafen sich der deutsche, der ungarische, der rumänische und der italienische Außenminister in einem Wiener Schloss, um eine Übereinkunft bezüglich der rumänischen Gebiete zu treffen. Man diskutierte und diskutierte und diskutierte, und der blasierte deutsche Minister blickte mit seinen kalten Augen umher, als gehöre ihm nicht nur der Tisch, die Minister und die Landkarte, sondern das ganze Schloss, vielleicht auch noch mehr. Seltsam, dachte der Rumäne, die deutschen Männer sehen gleichzeitig aus wie Kinder und wie Greise, vor allem die blonden.“
So beginnt der Roman „Nochmal von vorne“ von Dana Suffrin. Aber es geht ganz anders weiter. Denn das ist kein historischer Roman, sondern ein Buch über eine Familie. Als ihr Vater stirbt, macht sich die Erzählerin Rosa erstmal auf den Weg ins Krankenhaus und dann zu dessen Wohnung, um Geld zu suchen. Wir stolpern also hinein in eine kaputte Familie. Die Mutter ist schon tot, Rosas Schwester Nadja hat sich lange schon abgenabelt und hält kaum noch Kontakt. Es ist eine Familie, in der nie jemand zugehört hat, heißt es gleich am Anfang.
„Es wäre natürlich schöner, die Geschichte einer großen Liebe zu erzählen, einer Liebe zwischen einer Deutschen und einem Israeli, zwischen einer Katholikin und einem Juden, die sich gegen alle Widerstände durchgesetzt haben, die händchenhaltend durch die Gedenkstätte in Dachau spaziert sind, die spekuliert haben, ob das erste Kind ihre blauen oder seine schwarzen Augen bekommen würde oder eine Mischung daraus, vielleicht grün oder schlammfarben (so wie ich), aber so war es natürlich nicht, es war ganz anders, es war völlig banal.“
Rosas Eltern lernen sich also kennen, erst in Israel, dann treffen sie sich in München zufällig wieder.
„Im Nachhinein, sagte meine Mutter, würde man sich an Tage, an denen etwas besonders Schlimmes oder auch etwas besonders Schönes geschah, immer so erinnern, als hätte etwas in der Luft gelegen, aber das stimmte nicht, in der Luft lag nie irgendetwas.“
Mich hat die Nominierung für den Deutschen Buchpreis 2024 und der Name der Autorin neugierig gemacht – aber das Buch hat mich dann doch eher ratlos zurückgelassen. Einerseits geht es um jüdische Geschichte, andererseits dann aber doch eigentlich „nur“ um eine normale Familie und deren Unzulänglichkeiten. Dana von Suffrin kann nichts dafür, dass ich in letzter Zeit scheinbar mehrere Geschichten wie diese gelesen habe. Geschichten, die von hinten nach vorne erzählt werden. Geschichten über erwachsene Kinder, die sich durch den Tod eines Elternteils erst wieder an die eigene Familie erinnern möchten. Ich wurde leider nicht wirklich warm damit.